Ulrich-Hagen-Preis für GSI/FAIR-Wissenschaftler Michael Scholz: Errungenschaften in der biologischen Strahlenforschung ausgezeichnet
13.10.2025 |
Der GSI/FAIR-Wissenschaftler Privatdozent Dr. Michael Scholz wurde im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für biologische Strahlenforschung (DeGBS) in München für seine Beiträge in der Strahlenforschung mit dem Ulrich-Hagen-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird für herausragende Verdienste in der deutschen Strahlenforschung – typischerweise für ein Lebenswerk – vergeben.
Der Physiker Scholz arbeitete von 1987 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2024 bei GSI/FAIR. Er widmete seine Karriere der Quantifizierung der Strahlenwirkung von Ionenstrahlung, insbesondere im Bezug auf eine Nutzung der Strahlung im Bereich der Tumortherapie. Da Ionen beim Durchgang durch Zellen und Gewebe ihre Energie sehr konzentriert abgeben, entstehen Schäden mit höherer Dichte und Komplexität. Somit erzielt Ionenstrahlung eine effektivere Zellschädigung als zum Beispiel Röntgenstrahlung.
In frühen Arbeiten untersuchte Scholz in biologischen Experimenten die Verzögerung der Zellteilung nach Bestrahlung, wobei er feststellte, dass Ionenbestrahlung zu längeren Verzögerungen führt als etwa konventionelle Röntgenstrahlung. Dies ist analog zu der bei Zellabtötung beobachteten höheren Wirksamkeit, die auch in der Tumortherapie mit Ionenstrahlen berücksichtigt werden muss. Entscheidend ist, dass Patient*innen eine Strahlendosis erhalten, die die Tumorzellen zuverlässig inaktiviert, ohne das umliegende gesunde Gewebe übermäßig zu schädigen.
Scholz entwickelte hierzu ein mathematisches Modell, um die erhöhte Wirksamkeit zu bestimmen. Bereits im Pilotprojekt zur Tumortherapie bei GSI, bei dem im Zeitraum 1997-2008 über 440 Krebspatient*innen mit Kohlenstoff-Ionen behandelt wurden, setzten die Wissenschaftler*innen die Methode ein. In Kliniken in Deutschland, Österreich, Italien und China wurde die Methode bis heute in der Bestrahlung von etwa 18.000 Patient*innen genutzt.
In einer späteren Phase seiner Karriere widmete sich Scholz mit seiner Arbeitsgruppe bei GSI/FAIR der Erweiterung und Optimierung der Modellrechnungen auf der Grundlage einer detaillierteren Charakterisierung von Strahlenschäden auf molekularer Ebene. Hierbei konnte gezeigt werden, dass mit einem einheitlichen Konzept eine Fülle verschiedenster strahlenbiologischer Effekte sowohl nach Ionenbestrahlung als auch nach konventioneller Photonenbestrahlung korrekt beschrieben werden können. Diese Modellrechnungen sind bis heute Gegenstand aktueller Forschungsprojekte.
Die DeGBS würdigt mit der Vergabe der Auszeichnung an Scholz die Bedeutung seiner Forschung sowie auch die fachliche Breite seines Wirkens, das unter anderem Themen wie strahleninduzierte Krebsinduktion, DNA-Reparatur bis hin zu klinischen Anwendungen umfasst. In der Forschungsgemeinschaft gilt Scholz als aufgeschlossener und brillanter Kommunikator zwischen verschiedenen Fachgebieten in einem hochgradig interdisziplinären Forschungsfeld sowie als feinfühliger Mentor für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Scholz ist seit 2024 im Ruhestand und widmet sich nun auch vermehrt seinen Passionen außerhalb der Wissenschaft – unter anderem der Musik und der Astrofotografie.
Der Ulrich-Hagen-Preis der DeGBS wird seit 2004 an Wissenschaftler*innen für hervorragende Verdienste um die Strahlenforschung in Deutschland, in der Regel zur Ehrung eines Lebenswerks, verliehen. Der Preis ist nach Professor Dr. Dr. Ulrich Hagen (1925–2007), dem Pionier der molekularen Strahlenbiologie, benannt. Die DeGBS ist eine interdisziplinäre Fachgesellschaft, die sich der Erforschung ionisierender und nicht ionisierender Strahlung auf Zellen und Gewebe widmet. (CP)
















