Von der Raumstation ins Forschungslabor: Astronauten zu Gast bei GSI und FAIR

08.09.2025

Sie haben die Erde schon aus 400 Kilometer Höhe aus dem All gesehen – nun besuchten zwei Astronauten gemeinsam mit internationalen Raumfahrtexperten die Beschleunigeranlagen von GSI und FAIR, wo Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Universum im Labor erforschen. Bei ihrem Besuch am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und dem hier entstehenden internationalen Beschleunigerzentrum FAIR wurden sie von der Geschäftsführung sowie Forschenden von GSI/FAIR empfangen. Sie erhielten exklusive Einblicke in eine der weltweit führenden Forschungsinfrastrukturen, die Antworten auf die großen Fragen des Universums liefert.

Zu den Gästen gehörten Dr. Thomas Reiter, ESA-Astronaut aus Deutschland und früherer ESA-Direktor für Satellitenbetrieb und astronautische Raumfahrt, sowie Professor Christer Fuglesang, ESA-Astronaut aus Schweden und Direktor des KTH Space Center. Außerdem waren Professor Johann-Dietrich Wörner, früherer ESA-Generaldirektor und Raumfahrtkoordinator der Hessischen Landesregierung, sowie Dr. Piers Jiggens, Wissenschaftlicher Leiter für Strahlung bei der ESA, dabei. Begrüßt wurden die Gäste von Professor Thomas Nilsson, Wissenschaftlicher Geschäftsführer GSI und FAIR, Dr. Katharina Stummeyer, Administrative Geschäftsführerin GSI und FAIR, und Jörg Blaurock, Technischer Geschäftsführer GSI und FAIR. Auch zahlreiche Führungspersonen aus den Fachabteilungen von GSI und FAIR nahmen teil.

Die derzeitige und künftige Forschung an FAIR hat eine hohe Relevanz für die Raumfahrt. Seit Jahren besteht im Bereich kosmische Strahlung eine enge Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und GSI/FAIR. Die bestehende Beschleunigeranlage von GSI/FAIR in Darmstadt ist europaweit die einzige, die in der Lage ist, alle im Sonnensystem vorkommenden Ionenstrahlen – von Wasserstoff, dem leichtesten, bis Uran, dem schwersten – zu erzeugen.

Professor Thomas Nilsson gab einen Ausblick in die Zukunft: „Mit FAIR eröffnen sich vielfältige neue Dimensionen, die Experimente mit einem noch breiteren Spektrum an Teilchenenergien und -intensitäten ermöglichen. Unsere Anlagen werden künftig die Zusammensetzung der kosmischen Strahlung wie keine andere Anlage weltweit simulieren können und neue Maßstäbe setzen. Wir freuen uns sehr über den Besuch unserer Gäste, der unsere enge Verbindung zur Raumfahrtforschung unterstreicht.“  

Die Erforschung kosmischer Strahlung und ihrer Auswirkungen auf Menschen, Elektronik und Materialien ist entscheidend für eine zukunftsweisende Raumfahrt, damit Astronauten und Satelliten während der Exploration unseres Sonnensystems bestmöglich geschützt sind. Darüber hinaus liefert die Forschung wertvolle Erkenntnisse über die Risiken von Strahlenbelastungen auf der Erde.

Dr. Thomas Reiter sagte: „Ich bin begeistert von den Perspektiven, die sich durch die Kooperation von GSI/FAIR und ESA für die Raumfahrt eröffnen, beispielsweise durch einen speziellen Simulator für kosmische Strahlung, den GCR-Simulator. FAIR bietet einmalige Forschungsbedingungen, die darüber hinaus für die raumfahrtnahen Industriepartner hoch attraktiv sind.“ Durch individuelle Strahlzeitangebote werden schon heute Strahlzeiten bei GSI/FAIR von Interessenten aus der Industrie genutzt.

Nach einer Einführungspräsentation gab es für die Gäste ein breit angelegtes Besichtigungsprogramm der FAIR-Baustelle. In den zum größten Teil fertig gestellten Gebäuden ist die Installation der Hightech-Komponenten in vollem Gange. So konnten die Besucher den unterirdischen FAIR-Beschleunigerring besichtigen, in dem bereits viele Hightech-Komponenten installiert sind, außerdem die künftige Experimentierhalle CBM, die auch für Weltraumstrahlungsexperimente genutzt werden wird. Weitere Stationen waren das Transfergebäude, die zentrale Drehscheibe für die Strahlführung und –verteilung, sowie die Experimentierhallen des Super-FRS und die NUSTAR-Anlagen für zukünftige Experimente mit exotischen Kernen, die es beispielsweise ermöglichen, stellare Ereignisse zu untersuchen.

Die Gäste waren anlässlich der „ESA FAIR Space Radiation Summer School 2025“ in Darmstadt zu Besuch, wo sie als Referenten am Programm beteiligt waren. Die gemeinsame Sommerschule von ESA und GSI/FAIR ist eines der führenden Ausbildungsprogramme im Bereich der Strahlenforschung, das Nachwuchswissenschaftler*innen aus aller Welt in Darmstadt zusammenbringt, um sich mit den Herausforderungen kosmischer Strahlung auseinanderzusetzen. Die jedes Jahr hochkarätig besetzte zweiwöchige Veranstaltung ist eines von mehreren Projekten innerhalb der GSI/FAIR-ESA-Kooperationsvereinbarung. Die Vereinbarung war im Jahr 2018 geschlossen worden und konnte dabei auf einer seit Jahren sehr erfolgreichen und verlässlichen Basis der Zusammenarbeit zwischen ESA und GSI in vielen Forschungsprojekten aufbauen. (BP)



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